Episode 17 Es tanzt mich. „Wie mir die Berufung zum Musical-Darsteller half, meinen eigenen Schmerz zu verarbeiten und meine Spiritualität zu vertiefen“ – Interview mit meinem Bruder Emanuele Pazienza Teil 2

Emanuele als Zauberer von OZ

Mein Bruder Emanuele Pazienza ist studierter Musical Darsteller und er konnte im Lauf seiner Karriere in viele Rollen schlüpfen (Im Bild ist er der Zauberer von OZ). Wir sprechen im zweiten Teil unseres Interviews über die Verbindung von Kunst und Spiritualität und wie ausdrückende Kunst helfen kann, das eigene Leben zu verarbeiten.

Emanuele begann seinen Weg in die Kunst zunächst mit einem Schauspiel Studium in Mainz. Nach einem Jahr zog es ihn aber zum Musical nach München. Er sagt über diese Zeit: „Ich habe mich im Musical Studium so Zuhause gefühlt, denn mein Körper hatte etwas zu sagen. Körperlicher Ausdruck ist Ausdruck von Energie. Ich konnte die schweren Erlebnisse meiner Kindheit in meinem Spiel umwandeln. Ich konnte den physischen Schmerz über den Tanz ausdrücken und über das Schauspiel die schweren Emotionen verarbeiten und kanalisieren.“

Berufen

Für Emanuele war der Weg in die Kunst seine klare Berufung: „Diese Berufswahl war Alternativlos. Es war das einzig Richtige für mich. Es war völlig klar, dass ich mich auf der Bühne ausdrücken möchte. Nicht aus egoistischen Gründen. Aus nicht erklärbaren Motiven. Da gab es einfach keinen Zweifel.“

Emanuele empfindet im Tanz Grenzenlosigkeit. In tänzerischen Sprüngen fühlt es sich für ihn an, als ob er die Schwerkraft überwunden hat. Er drückt es so aus: „Es tanzt mich.“ Dies gelingt ihm, indem er den Fluss akzeptiert und zu lässt, dass es ihn tanzt. Das ist ein Sinnbild für pure Hingabe. Ein Zustand, den wir in der Spiritualität anstreben.

Emanuele sagt: „Ich habe es einfach zugelassen und mir auf einer Meta-Ebene selbst zugeschaut.“

„Ich spiegele das Repertoire, das mir mein Leben geschenkt hat, der Welt. Ich bringe meine Zuschauer dadurch in Kontakt mit neuen Themen, mit sich selbst, mit ihren Emotionen.“

Ich spreche auch mit Emanuele darüber, wie er mit Corona umgeht. Für Künstler ist es ja gerade eine besonders harte Zeit.

„Der Wald steht immer noch da und ein Lächeln ist immer noch kostenlos.“ ist seine Antwort, in dem man seinen tiefen inneren Frieden und seine Anbindung spüren kann.

Emanuele hat intensiven Kontakt zu seinem höheren Selbst: „Immer wieder empfange ich den Satz: ‚Es ist für Dich gesorgt. Es ist für Dich gesorgt.‘ Ich habe gelernt, dem zu glauben und es für mich anzunehmen.“

Mein Bruder hat sich durch die Herausforderungen seines Lebens eine tiefe Gelassenheit angeeignet. Er ist in seinem Sein und ist darüber eine Wohltat für seine Mitmenschen.

Er berichtet weiter: „Ich bin mit Mangel aufgewachsen und es war oft sehr schwierig. Ich habe gelernt: Es ist nicht genug da und ich habe mir ja auch einen Beruf ausgesucht, in dem oft Mangel herrscht. Über die Zeit habe ich gelernt, loszulassen. Als ich vertraute, kam immer irgendwo Geld her, es ging immer weiter. Ich habe nun kein Gefühl von Mangel mehr. Es taugt nicht mehr zur Identifikation für mich. Es hat ausgedient und dadurch kommt jetzt immer mehr als genug. Es gibt keinen Mangel. Es ist alles da. Und es ist für uns Alle ALLES da.“

Hilft es, wenn man in Rollen schlüpfen kann bei der Aufarbeitung des eigenen Lebens, will ich von ihm wissen?

Emanueles Antwort: „Ich konnte durch das Schauspielen verschiedene Perspektiven einnehmen und mir auch positive Rollen ‚erspielen‘, die ich vielleicht sonst nicht kennen gelernt hätte. Ich konnte die Energie, die ich als Kind empfunden habe, in einer geordneten Bahn ausdrücken, z.B. bei West Side Story, das hat mir sehr geholfen.“

Zum Ende nimmt uns Emanuele in einer kleinen Übung mit in das Gefühl der Anbindung an das große Ganze und den Frieden:

„Stell Dir vor, wir alle nehmen uns an die Hand. Stell Dir vor, wir sind nicht getrennt – sondern eins. Als diese Einheit stehen wir füreinander da und können uns bedingungslos dem Frieden und der Existenz hingeben. Die Zeit verschwindet. Die Ewigkeit ist Jetzt. Da ist der Frieden.“

Über Emanuele gibt es sogar einen Eintrag in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Emanuele_Pazienza

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Britta Trachsel
Diplom Psychologin und Seelen-Berufungscoach

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